Tourismus Upcycling

TTR: Was versteht man unter dem Begriff Tourismus Upcycling?

Manuel Lampe: Als Tourismus Upcycling bezeichnen wir den Prozess vom in die Jahre gekommenen Betrieb zum marktfähigen Angebot. Es geht darum, aus dem vorhandenen Bestand etwas Zeitgemäßes zu schaffen, Bestehendes also weiter zu nutzen, aber eben neu inszeniert.

Vor allem bei Betriebsnachfolgen wird spätestens klar, dass Investitionen notwendig sind. Oft ist ein Gesamtumbau oder Neubau aus wirtschaftlicher Sicht nicht möglich und die Frage der Alternative steht im Raum. Hier kommt unser Ansatz zum Tragen: Unterkünfte sollen wieder marktfähig werden, ohne sich dabei finanziell zu übernehmen. Gezielte Maßnahmen, von der Positionierung über die Schaffung eines Angebots bis hin zur Überarbeitung der Einrichtung, bringen mehr Auslastung sowie einen höheren Durchschnittspreis, um nach ein paar Jahren fit für den größeren Umbau zu werden.

Dabei begleiten wir als Agentur den gesamten Prozess von der Strategie über den Umbau bis hin zum (online) Marketing. Unsere Partner MCI mit dem Zentrum Familienunternehmen wie auch die Raiffeisen-Firmenkundenberater unterstützen zusätzlich unsere KundInnen in den jeweiligen Bereichen mit ihrer Expertise. In unserem aktuellen Tourismus Upcycling Magazin stellen wir einige Beispielbetriebe vor, geben Tipps zur Umsetzung und lassen ExpertInnen aus den Bereichen Betriebsnachfolge, Förderung und Finanzierung zu Wort kommen.

TTR: Was gilt es zu beachten, wenn man sein eigenes Unternehmen upcyclen will?

Manuel Lampe: In erster Linie das Ziel und dann den Weg dorthin. Dieser führt (meist) nicht über einen aufwändigen Umbau, sondern in erster Linie über die Definition einer klaren Positionierung, der Ausrichtung des gesamten Handelns danach und somit aller Investitionen zum gewünschten Erfolg. Die Faktoren GastgeberIn, Region und Betrieb sind das Bündel, das aufeinander abgestimmt werden muss: die eigene Geschichte erlebbar zu machen, ein authentisches Angebot zu schaffen und Gästen einen Mehrwert zu bieten sind neben den „5R“ (refuse, reduce, reuse, repurpose, reycle) unsere Ansätze.

VORHER

NACHHER

TTR: Wie kann Tourismus Upcycling zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus für verschiedene Anspruchsgruppen beitragen?

Manuel Lampe: Wir sind für anmalen statt rausreißen, vor dem Sperrmüll retten und mit weniger statt mehr zum Erfolg kommen. Mit einem neuen Anstrich, als kostengünstige Maßnahmen, bekommen Zimmer oder Appartements einen positiven, optischen Effekt. In Kombination mit neuen Materialien oder Gegenständen entsteht ein neues Raumgefühl. 

In Summe soll gezielt ausgemustert und weniger weggeworfen werden. Oft begegnen uns überfüllte Gänge in denen Gegenstände „geparkt“ werden, die hier nichts zu suchen haben, gleichzeitig schlummern in Dachböden, Kellern und Scheunen wertvolle Objekte die als Einzelstücke richtig in Szene gesetzt – vorausgesetzt sie passen thematisch zur Neuausrichtung – viel Flair und Geschichte ins Haus bringen. Der alte Ohrensessel neu gepolstert in der Leseecke oder alte Bauernmöbel als Vitrine werden zum Blickfang.

Beim Umbau werden lokale Handwerksbetriebe möglichst einbezogen und sind in ihrem fachlichen Können gefragt. Rausreißen und neu bauen ist nicht nur teuer, sondern verschwendet auch mehr Ressourcen – das ist einerseits nicht für jeden leistbar und andererseits nicht immer zielführend.

Denn ein weiteres 0815-Zimmer im (Preis-)Kampf gegen die gleiche Einrichtung im Hotel des Nachbarn wollen wir nicht! Wir nehmen jeden Betrieb gewissenhaft unter die Lupe und schauen uns die Menschen dahinter ganz genau an, um die persönliche Note und das Besondere herauszuarbeiten. Daraus entstehen einzigartige Angebote für die jeweilige (neue) Zielgruppe.