Alte Einrichtung, sinkender Zimmerpreis und fehlende Investitionsmittel: viele Hotels und Privatvermieter stecken in einem Dilemma. Um für den Gast wieder attraktiv zu werden, muss jedoch nicht sofort ein Komplettumbau des Betriebes erfolgen.
TTR: Was unterscheidet das Konzept von einer klassischen Renovierung?
Manuel Lampe: Tourismus-Upcycling heißt für uns, aus dem Bestehenden etwas Neues zu machen, das am Markt erfolgreich sein kann. Es geht nicht nur darum, einzelne Zimmer aufzuhübschen, sondern ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, das zum Betreiber, zum Betrieb und zur Region passt. Wir entwickeln eine Geschichte, einen „roten Faden“ für den Betrieb sozusagen und dieser wird dann für die Gäste in der Ausstattung, im Service und in der Kommunikation erlebbar. Das führt dazu, dass das Haus für Gäste wieder attraktiv ist und höhere Preise durchgesetzt werden können.
TTR: Bringt Upcycling finanzielle Vorteile?
Manuel Lampe: Upcycling ist nicht unbedingt günstiger als renovieren – aber sicher auch nicht teurer. Der Vorteil liegt vor allem darin, dass jede Investition einem Konzept und einer klaren Zukunftsvision folgt. Das kann sich über mehrere Jahre ziehen. Wir haben aber auch gesehen, dass Banken sehr viel lieber in Konzepte investieren, als rein in die Immobilie. Unsere Kooperationspartner liefern zudem aufgrund unserer Einkaufsvorteile günstigere Konditionen, als wenn ein Betrieb für sich alleine anfragen würde.
TTR: Werden auch Sachen aus dem Bestand verwendet?
Manuel Lampe: Wir sind bemüht, so viel wie möglich vom Bestand zu verwenden. Der Sinn dahinter ist, dass der Charakter des Hauses und der Ausrichtung unterstrichen wird. Je nach Größe, Alter und Neuausrichtung des Objektes verändern wir teilweise die bauliche Substanz. Bei kleineren Projekten steht die Erneuerung des Raumdesigns im Vordergrund. Die (Raum-)Ausstatter verwenden bestehende Möbel und modernisieren diese u.a. durch Sandstrahlen oder mit einer Trockeneisbehandlung. Bei größeren Projekten werden die Zimmer von unserem eigenen Designer neugestaltet.
TTR: Für welche Betriebe eignet sich Tourismus-Upcycling?
Manuel Lampe: Das Konzept funktioniert sehr gut bei kleineren Betrieben, die eine Nische besetzen müssen, um am Markt bestehen zu können. Wir arbeiten aber auch mit Hotels die 80 Betten und mehr haben.
Ein Vorzeigebetrieb im Bereich Tourismus-Upcycling ist beispielsweise das Familien Landhotel Stern in Obsteig. Derzeit arbeiten wir an einem 3 Sterne Hotel in Igls und an einem Pilotprojekt für Privatvermieter in der Region Wilder Kaiser.
Komfortzimmer des Hotel Gasthof Stern in Obsteig VORHER:
Komfortzimmer des Familien-Landhotel Stern in Obsteig NACHHER:
Manuel Lampe ist Geschäftsführer der Agentur fundus GmbH in Innsbruck. Als Vollblut-Touristiker und Netzwerker ist er mit der Jahrtausendwende in die Tourismuswelt eingetaucht und hat sofort Feuer gefangen. Seither leitete er mehrere Tourismusverbände als Geschäftsführer, unterstützte Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele im Aufbau von Sales & Marketing, begleitete Fusionen von Tourismusverbänden und entwickelte zuletzt als Direktor Stellvertreter von Innsbruck Tourismus einen Großverband am internationalen Markt und in der digitalen Welt weiter.