TTR: Was steckt hinter dem Projekt Skill.Tirol?
Christian Klingler: Begonnen hat alles im Jänner 2017, die Standortagentur auf Initative von IT-Cluster Mitgliedern zu einem Impulsgespräch auf der Villa Blanka zum Thema "Megatrend Bots & Digitale Assistenten - Das Ende von eigenen Websites, Apps und Tourismusbüros" lud. Dabei wurde der Achensee Alexa Skill vorgestellt. Unter anderem entwickelte sich daraus eine Initaitve, welche innovative Projekte gemeinsam vorantreiben will. 2 Monate später fand ein weiteres Treffen statt, welche den Kick-Off für die Initiative „Digitalisierung im Tourismus“ mit der Tirol Werbung, den Tiroler Tourismusverbänden sowie weiteren ausgewählten Partnern darstellet. Diese beschäftigt sich mit touristisch relevanten Technologien wie Big Data, Blockchain oder Sprachsteuerung. Wir halten gerade letzteres Thema für einen wichtigen Technologietrend bei der Schnittstelle zum Gast und wollen hier gemeinsam damit umgehen lernen. Deshalb haben wir neben anderen Projekten auch den sogenannten Skill.Tirol vorangetrieben. Es handelt sich dabei um eine gemeinsame Initiative zur Erarbeitung eines Prototypen für die Amazon Echo Plattform und den Google Assistent. Der Skill.Tirol schlägt Aktivitäten vor, gibt kulinarische Vorschläge und die wichtigsten Antworten für verschiedene Tiroler Regionen. So kann man Alexa beispielsweise danach fragen, wo man in Seefeld am besten Langlaufen gehen kann. Die Antwort hängt dabei je nach Wetter oder Status ab. Der Skill.Tirol ist dabei ein Gemeinschaftsprojekt für und gemeinsam mit den TVBs und der Tirol Werbung, umgesetzt von Speed U UP mit Matthias Dengg, Christian Fohrmann von Alpinmarketing und Andreas Juen von informatik.tirol.
TTR: Wieso braucht es diesen Skill.Tirol?
Christian Klingler: Wir können ja nicht herumsitzen und warten, dass die großen Technologieunternehmen den Benutzern dern Sprachsteuerungssysteme Tourismusinhalte aus dubiosen Quellen ausliefern. Wir wollen aktiv daran arbeiten, dass unsere erfolgreichen Tourismusprodukte auch an alle Alexa-Nutzer ausgespielt werden. Während bisher nur 8 TVBs eingebunden waren, wurde die Anwendung so programmiert, dass auch im Nachhinein alle Tiroler TVBs problemlos und ohne großen Aufwand inkludiert werden können.
TTR: Was macht die Besonderheit dieses Projektes aus?
Christian Klingler: Zum einen wurde bei diesem Projekt zum ersten mal eine Tirol-weite Lösung geschaffen anstelle von Einzellösungen. Zudem wollten wir dem Skill.Tirol einen Tiroler "Touch" geben, um ihn emotional und einzigartig zu machen. So ist der Alexa Skill durchaus auch selbstkritisch und nimmt die Vorurteile der Tiroler auf die Schaufel.
Die Bereitstellung der benötigten Informationen für den Skill erfolgt über eine Schnittstelle zu den Content Pools der Verbände, der jeweils von ihnen befüllt und gewartet wird. Als Hilfestellung stellen Speed U Up und seine Partner Beispieltexte zur Verfügung. Wichtig war uns dabei einerseits die Erweiterbarkeit des Skills, um später auch Daten aus unterschiedlichen Quellen wie Öffnungszeiten oder Lawinenstufen von Feratel oder ZAMG integrieren zu können. Auch wollten wir unabhängig von Drittanwendern sein, und daher wurde eine eigene Datenspreicherung- und Aufbereitungsplattform geschaffen, welche als zentrale Schnittstelle fungiert.
Die große Arbeit geschieht im Hintergrund und beschäftigt sich mit der Frage: wie müssen wir unsere Inhalte aufbereiten, dass sie für Sprachausgabe geeignet sind? Und wie kommen wir mit unseren Inhalten auf die großen Plattformen?
TTR: Auf welche Schwierigkeiten und Herausforderungen seid ihr bisher gestoßen und wie wollt ihr diese in Zukunft lösen?
Christian Klingler: Wir müssen Angebot und Nachfrage in Einklang bringen: welche Inhalte fragen die Benutzer nach? Decken unsere Contentdatenbanken diese nachgefragten Inhalte überhaupt ab? Diese Antworten können wir nicht nur theoretisch formulieren. Wir müssen das in echten Systemen testen. Aus diesem Grund bauen wir Prototypen, die wir dann in einem agilen Entwicklungszyklus laufend verbessern.
Was mich sehr freut, ist die gemeinsame Entwicklung innerhalb der Arbeitsgruppe. Statt jeder seinen eigenen „Kirchturm“ bauen wir an einem gemeinsamen tirolweiten System, eben dem Skill.Tirol. Der liefert dann auch standortbezogen unterschiedliche Antworten, je nachdem, ob man gerade am Hintertuxer Gletscher steht oder im Pitztal.
Ziel des Projektes ist es, den Prototypen gemeinsam weiterzuentwickeln und daraus eine Plattform für alle zukünftigen Sprachassistenten- und Chatbotanwendungen im Tiroler Tourismus zu generieren.
Der Skill.Tirol wird voraussichtlich ab Mitte 2019 verfügbar sein.
ARGE Skill.Tirol
Christian Klingler hat an der TU Graz Telematik und an der Università di Milano Science dell'Informazione studiert. Nach seiner Rückkehr nach Tirol arbeitete er bei Tiscover im Entwicklungsmanagement und später beim internationalen Accounting. Nach Zwischenstationen beim Alpinen Sicherheits- und Informationszentrum in Landeck und als Senior Consultant bei P8 wechselte er 2011 in die Tirol Werbung. Er betreut im Team "Daten & Innovation" strategische Projekte und das Partnermanagement. Zu seinen Schwerpunkten gehören Geodaten, Marketingsteuerung und Digitalisierung.