TTR: Wieso ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?
Maren Weise: Die Wahrnehmung der Generation Y von online Vertriebskanälen ist im Allgemeinen sehr relevant für die Tiroler Tourismuswirtschaft, da hierbei zwei aktuelle und auch zukünftig wichtige Themengebiete zusammen untersucht wurden. Zum einen ist generell ein stetiges Wachstum an online Buchungen in der Tourismusbranche erkennbar, weshalb eine Nutzung und ein tiefgründiges Verständnis dieser Vertriebskanäle für alle touristischen Akteure von Vorteil ist. Zum anderen bietet die Zielgruppe der Generation Y bereits jetzt ein großes Potenzial seitens der Nachfrage, welches sich zukünftig weiterhin steigern wird, da die Kaufkraft dieser Generation mit steigendem Alter ebenfalls wächst.
Außerdem ist die Generation Y in ihrer jetzigen Altersklasse (15-35) besonders affin für viele Arten von aktivem Tourismus wie beispielsweise Skifahren oder Mountainbiking, was besonders in Tirol einen hohen Stellenwert hat.
TTR: Was sind die Kernergebnisse der Master-Arbeit?
Maren Weise: Das Grundergebnis der Masterarbeit ist, dass die Generation Y das Buchen von touristischen Produkten über online Kanäle im Vergleich zu traditionellen Optionen bevorzugt. Jedoch werden die traditionellen Buchungsmöglichkeiten weiterhin von einigen Personen genutzt, was wiederrum je nach Produkt schwankt. Übergreifend lässt sich jedoch sagen, dass OTAs am häufigsten zu Buchungszwecken genutzt werden.
Bild 1 Haben Sie in der Vergangenheit online gebucht?
Bild 2 Über welchen Kanal haben Sie gebucht?
Bild 3 Welches Produkt wird über welchen Kanal gebucht?
In Bezug auf die Besonderheiten der Generation Y lässt sich feststellen, dass die speziellen Charakteristiken dieser Gruppe einen Einfluss auf das Buchungsverhalten haben. Allerdings nutzt auch diese, eigentlich Technologie- und Internet-affine, Generation eher etablierte online Buchungskanäle. Somit werden neuere Möglichkeiten wie beispielsweise das Buchen über mobile Applikationen oder Social Media nur sehr selten von der Generation Y verwendet, obwohl sie diese Kanäle für andere Zwecke stark frequentiert.
Außerdem hat die quantitative Studie gezeigt, dass Qualitätsmerkmale von Vertriebskanälen, wie beispielsweise die Informationen oder die Gestaltung der Seite, zwar wichtig für die Auswahl des Buchungskanals sind, jedoch der Preis letztendlich vorrangig ist. Abgesehen davon spielen Empfehlungen von anderen Kunden und Personen aus dem Umfeld der Generation Y ebenfalls eine große Rolle im Entscheidungsprozess.
TTR: Was kann der Tiroler Tourismus davon lernen?
Maren Weise: Die Erkenntnisse der Abschlussarbeit können auf verschiedene Art und Weise von großem Nutzen für den Tiroler Tourismus sein. Zunächst können durch die Analyse von unterschiedlichen Generationen die Marketingstrategien angepasst und verbessert werden, da die spezifischen Charakteristiken einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten ausüben. Besonders bei jungen Generationen sollte hier der Fokus besonders auf den online Vertrieb gesetzt werden, da diese Buchungskanäle am häufigsten genutzt werden. Jedoch sollten die Vertriebskanäle nicht nur der Zielgruppe, sondern auch dem Produkt angepasst werden, da hier leicht unterschiedliche Präferenzen bestehen.
Des Weiteren ist es sinnvoll, neue Entwicklungen in den Vertriebsmöglichkeiten, wie z. B. das Buchen über Social Media, zu beobachten und zu evaluieren. Wenn die Nachfrage danach steigt, sollten diese ebenfalls in den Vertriebskanalmix integriert werden.
Jedoch ist nicht nur die Wahl der Vertriebskanäle entscheidend, sondern ebenfalls deren Gestaltung. Dies bezieht sich allerdings nicht nur auf die optischen Merkmale, sondern auch auf die integrierten Informationen. Ein Beispiel dafür sind die Empfehlungen von bereits bestehenden Kunden. Diese werden momentan bei indirekten online Kanälen stark genutzt. Bei direkten Vertriebswegen könnte diese ebenfalls miteingebunden werden, da die Generation Y diesen Aspekt für den Entscheidungsprozess als besonders wichtig erachtet.
Abschließend lässt sich sagen, dass natürlich keine Universallösung für alle touristischen Unternehmen festgelegt werden kann, sondern die Vertriebsstrategie den einzelnen einflussnehmenden Faktoren individuell angepasst werden muss, wobei hier die Charakteristiken der relevanten Generationen miteinbezogen werden sollten.
Maren Weise hat nach ihrem Bachelorstudium "Tourism & Events Management" an der International School of Management in Dortmund am MCI Tourismus ihren Master "Entrepreneurship & Tourism" mit der Spezialisierung "Marketing Management & Tourism absolviert. Nach verschiedenen Praktika in der internationalen Hotellerie ist sie seit 2017 Projektmanagerin bei h2c GmbH in Düsseldorf. Hier ist sie vor allem für die Bereiche Online-Vertrieb in der Hotellerie und Marktforschung verantwortlich.